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Forchbahn

«Wir wollen Unmögliches möglich machen»

15.05.2020

Ab Montag, 18. Mai 2020, hat die Forchbahn einen eigenständigen Geschäftsführer. Hanspeter Friedli arbeitet seit neun Jahren bei der Forchbahn und erklärt, wie er die «Tante Frieda» weiter modernisieren möchte.

Hanspeter Friedli, herzliche Gratulation zur Ernennung zum Geschäftsführer der Forchbahn AG. Was bedeutet das für Sie?
Es ist für mich das i-Pünktchen einer langen Zeit im Dienst des öffentlichen Verkehrs. Ich freue mich sehr, dass ich in der neuen Funktion meine langjährigen Erfahrungen zugunsten der Forchbahn noch stärker als bisher einbringen kann.

Sie sind jetzt noch mehr als bisher nicht mehr einfach Hanspeter Friedli, sondern eigentlich «Mister Frieda». Was haben Sie für Visionen für die Forchbahn?

Unser Motto lautet: Unmögliches möglich machen. Das Forchbahn-Team und ich werden die bereits gestartete Modernisierung der Forchbahn weiter vorantreiben. Dabei ist es mir sehr wichtig, dass der gute Ruf unserer «Frieda» gewahrt bleibt und wir von unseren Stammgästen weiterhin als zuverlässig und sicher wahrgenommen werden. Konkret werden wir unter anderem die Bestimmungen des Behindertengleichstellungsgesetzes umsetzen und unser teilweise über 40 Jahre altes Rollmaterial ersetzen. Zudem werden wir die Sicherungsanlagen modernisieren – das ist eine Voraussetzung dafür, dass gleichzeitig und endlich auch die fehlende Fahrgastinformation an den Haltestellen aufgebaut werden kann.

Die Beziehung zwischen der Forchbahn und ihren Fahrgästen ist seit jeher eine innige, wie ja auch der Kosename «Tante Frieda» verdeutlicht. Wie sollen Sie diese verstärken?

Wir werden den eingeschlagenen Weg weitergehen. Die Kommunikation mit unseren Kundinnen und Kunden ist mir sehr wichtig und soll weiter intensiviert werden. Die Website www.forchbahn.ch als Informationsplattform hat sich sehr gut etabliert und hilft uns, Aktuelles rund um die Forchbahn für alle zugänglich zu kommunizieren. Die Plakatkampagne «Miteinander» werden wir ebenfalls fortsetzen. Auf der Forch haben wir auch das Reisezentrum ZVV Contact, in dem unser Fachpersonal die Reisenden kompetent beraten kann.

Die Forchbahn durchlebt – wie alle – wegen Corona in besonders herausfordernden Zeiten. Wie erleben Sie die aktuelle Phase und was war für die Forchbahn die grösste Herausforderung?

Das Wichtigste für mich ist, dass bis heute alle Mitarbeitenden gesund geblieben sind. Für die immer wieder an den Tag gelegte Selbstdisziplin zur Einhaltung der persönlichen Schutzmassnahmen winde ich dem Team ein grosses Kränzchen. Eine ebenso grosse Herausforderung war, dass alle unsere Überlegungen zur Risikominimierung nach einer kurzen Planungszeit sofort umgesetzt wurden. Unser oberstes Ziel, stets einen stabilen Betrieb anzubieten, konnten wir bis jetzt erfüllen.
Herausfordernd waren auch die zusätzlichen Reinigungsmassnahmen für unsere Fahrzeuge im Depot. Jeden Morgen stehen zusätzliche Mitarbeitende sehr früh auf, um unseren Fahrgästen bezüglich Hygiene die nötige Sicherheit zu bieten.

Hanspeter Friedli steigt zum Geschäftsführer der Forchbahn auf.

Die Forchbahn wird in den nächsten Jahren rund 70 Prozent der Infrastruktur ersetzen, weil sich diese dem Ende der Lebensdauer nähert. Was steht alles an?
Zahlreiche Gleisabschnitte müssen erneuert werden. Dabei überlegen wir uns immer, wie wir mit vernünftigem Mitteleinsatz eine Komfort- oder Fahrzeitverbesserung erreichen können und wie der Unterhalt noch wirtschaftlicher durchgeführt werden kann. Jüngstes Beispiel ist die Erneuerung des Bahnhofs Egg mit dem Einbau von schneller befahrbaren Weichen. In diesem Sinn arbeiten wir Schritt für Schritt weiter. Der Tunnel Zumikon ist rund 40 Jahre alt und muss saniert werden. Ab Ende 2021 wird das spürbare Einschränkungen im Bahnbetrieb geben. Nach Abschluss der Bauarbeiten darf die nachfolgende Generation an diesem sinnvollen Bauobjekt wieder lange Freude haben. Auch die Hochbauten des Depots auf der Forch sind sanierungsbedürftig. Zusammen mit der Beschaffung neuer Fahrzeuge planen wir diesen Umbau im Moment sehr sorgfältig.

Welche weiteren Projekte warten auf die Forchbahn?

Nebst den vielen sichtbaren Bauprojekten beschäftigt uns das zukünftige Verkehrsregime auf der Forchstrasse in der Stadt Zürich. Zudem gilt es, gemeinsam mit dem ZVV und der VBZ, für die vielen neuen Arbeitsplätze im Raum Balgrist ein für die Pendler angemessenes Angebot zu planen. Ebenso werden wir unsere Organisation an die zukünftigen Bedürfnisse anpassen.

Derzeit durchlaufen die Fahrzeuge des Typs Be 4/6 das «Refit-Programm» bei Stadler, um für die zweite Lebenshälfte fit gemacht zu werden. Wie ist der aktuelle Stand respektive läuft alles plangemäss trotz Corona?

Im Moment sind zwei Fahrzeuge bei der Firma Stadler zur Revision. Auch dort ist man mit den entsprechenden Schutzmassnahmen so gut wie möglich am Arbeiten. Wir rechnen im Moment damit, dass die Fahrzeuge im Dezember auf die heimischen Schienen zurückkommen und nach den Inbetriebsetzungsarbeiten ab Frühjahr 2021 unseren Fahrgästen Freude bereiten werden. Danach gehen schrittweise die übrigen elf Fahrzeuge ins «Refit-Programm».

Und zu guter Letzt: Wie sieht es aus mit neuem Rollmaterial? Was können Sie hier schon verraten?

Da sind wir in enger Zusammenarbeit mit dem ZVV. Die Finanzplanung ist schon vor Jahren erfolgt. Das wird uns ermöglichen, ab 2027 die nicht mehr zeitgemässen alten Hochbodenfahrzeuge vollständig zu ersetzen. Die neuen Fahrzeuge werden dem aktuellen Zeitgeist entsprechen. Es wird viel mehr Platz für Kinderwagen, Rollstühle und, soweit möglich, auch für Velos bieten.

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